Schüler*labor

Schüler*labore spielen durch ihre Angebote zum forschenden Lernen eine besondere Rolle für die Interessensentwicklung und Berufsorientierung. Auch bei der Wissensvermittlung zu Digitalisierungsthemen kommt es allerdings zu unbewusster Reproduktion von Stereotypen. Dies liegt teilweise an dem zu starken Fokus auf Coding und Programmiersprachen. Digitalisierung ist sehr viel mehr als das! In den Fix-IT-Weiterbildungsworkshops werden Anbietende von Schüler*laboren praxisnah und individuell bei der Erarbeitung von neuen Arbeitsmethoden begleitet. Dabei werden neue Ansätze entwickelt, um die zahlreichen Facetten von Digitalisierung zu vermitteln und um zukünftige Digitalisierungstalente nicht unerkannt zu lassen.
Doch wie gelingt das?
Genderkompetentes „Mal-etwas-anders-Machen“ funktioniert am besten auf der Grundlage konkreter Praxisbeispiele. Dazu muss aktuelles Digitalisierungs- und Geschlechterforschungswissen mit den Kenntnissen der Arbeit in Schüler*laboren verknüpft werden. In den Fix-IT-Workshops für Schüler*labor-Anbietende haben die Teilnehmenden daher zunächst Zeit, sich reflexiv mit ihren eigenen Vorstellungen über Geschlecht und deren Verknüpfungen mit ihrem Fachwissen auseinanderzusetzen. Daran anschließend entwickeln die Teilnehmenden individuelle Konzepte zur genderkompetenten, inhaltlichen und visuellen Vermittlung von Digitalisierungsthemen und loten so die Möglichkeiten aus, „mal etwas anders zu machen“. Auf der LeLa, der Jahrestagung des Bundesverbands Lernort Labor des Schülerlabore e. V., haben wir das Projekt im März 2018 erstmals vorgestellt und in einem Workshop den Ansatz der genderforschungsbasierten Reflexion des eigenen Arbeitens diskutiert und weiterentwickelt. Hier finden Sie die Folienpräsentation des LeLa-Workshops im März 2018.
2020 hatten Anbietende von Schüler*laboren der TU Berlin ebenfalls die Chance, das innovative Fix-IT-Workshopkonzept zu testen und Feedback zur Wirksamkeit zu geben. Im November 2020 fand ein Workshop für das GenaU-Netzwerk statt, in dem die Teilnehmenden das ausgearbeitete Workshop-Konzept ausprobieren konnten.
Best-Practice-Beispiele: Drei Schüler*labor-Workshops für dEIn Labor
Für das TU-Schüler*labor „dEIn Labor – das Elektrotechnik- und Informatik-Labor“ wurden im Rahmen von Fix-IT drei stereotypenfreie Schüler*labor-Workshops für Schüler*innen ab der 9. Klasse konzipiert und durchgeführt. Unter den angegebenen Links stehen die hierzu von uns entwickelten Workshop-Materialien zur Verfügung:
  • „Hacking als Beruf – Was machen Security-Spezialist*innen?“
    Was kann das Profil einer Person uns über ihr Passwort sagen? Wo passiert Datenklau, welche Apps können worauf zugreifen, was ist ein sicheres Passwort? Dies sind einige der Fragen, mit denen sich Security-Spezialist*innen in ihrem Beruf beschäftigen. Welche Fähigkeiten bzw. Ausbildungen sie benötigen und in welchen Branchen sie arbeiten, erfahrt ihr in diesem Workshop. Aber nicht nur das: Ihr werdet selber als „Hacker“ und „Hackerinnen“ tätig, knackt Passwörter mit Hilfe der Programmiersprache Python und wisst am Ende, was ein wirklich gutes Passwort ausmacht (Spoiler: Die Sonderzeichen sind es nicht!). Material zum Download finden Sie hier!
  • „Virtual Reality – 3D-Technik und Animation“
    Wie wird ein 3D-Film aufgenommen, wie entstehen Animationen in 3D auf dem Computer und was ist VR? Wenn ihr euch diese Fragen schon einmal gestellt habt, dann seid ihr bei unserem Workshop genau richtig. Hier erfahrt ihr, wie unsere dreidimensionale Wahrnehmung funktioniert und wie man sie mit Hilfe des Computers austricksen kann. Außerdem geht es darum, wo 3D-Technik zum Einsatz kommt, in welchen Berufen man sie braucht und wie ihr 3D- und VR-Profis werden könnt. Im praktischen Teil gestaltet ihr eine eigene kleine virtuelle Welt, die ihr mit Smartphones und VR-Brillen betrachten könnt. Informationen zum Workshop finden Sie hier!
  • „Smart Home – Vernetze dein Heim“
    Wann ist ein Home smart, wie funktionieren solche Geräte und was hat das mit Klimaschutz zu tun? In welchen Berufen arbeiten die Leute, die sich so etwas ausdenken und bauen, und ist das wirklich alles sinnvoll? Wenn ihr euch diese Fragen schon einmal gestellt habt, dann seid Ihr bei unserem Workshop genau richtig. Hier erfahrt ihr, was in Smart Home-Geräten steckt, wie man Sensoren mit Hilfe seines Smartphones ausliest und so beispielsweise mitbekommt, dass eine Tür geöffnet wird. Voll automatisch wird es, wenn die Jalousie bei Lichteinstrahlung von alleine herunterfährt und sich die Pflanze bei Bedarf selber gießt. Informationen zu diesem Workshop finden Sie hier!
Bei der Konzipierung der Schüler*labor-Workshops wurden in allen Teilen (Ablaufplan, Folien, Arbeitsblätter, Auswahl der Medien) die Fix-IT-Leitlinien zugrunde gelegt:
  • De-Gendering:
    • Wir zeigen Bilder von Tätigkeiten und der Nutzung von Produkten, nicht von Personen,
    • wir lassen in Beispielen und Texten Raum für alle Geschlechter,
    • wir betonen interdisziplinäre Aspekte des Workshopthemas.
  • Berufsorientierung:
    • Wir zeigen, welche Berufe mit dem Workshopthema zusammenhängen,
    • wir sprechen über Fähigkeiten und Kenntnisse, die in den Berufen benötigt werden,
    • wir zeigen verschiedene Wege zu diesem Berufsfeld auf (Studiengänge, Ausbildungen, Weiterbildungen).
  • Ethische Reflexion:
    • Wir diskutieren, für wen das Produkt/die Dienstleistung gut ist und für wen nicht,
    • wir fragen, ob es für alle Menschen Vorteile bringt bzw. für wen es Nachteile hat,
    • wir thematisieren Wege, wie man die Situation verbessern könnte.
Ich möchte mehr erfahren.
Wenn Sie mehr über die Angebote im dEIn Labor wissen möchten, finden Sie hier den Zugang. Haben Sie Fragen zur Nutzung unserer Workshopmaterialien oder zur Anmeldung einer Gruppe bei uns? Dann melden Sie sich bitte bei Dr. Claudia Ermel (Leitung dEIn Labor, Fakultät IV, Technische Universität Berlin): claudia.ermel@tu-berlin.de
So werden Digitalisierungs-Schüler*labore schlussendlich zu Orten, an denen nicht nur Programmierfähigkeiten, sondern Kreativität, Flexibilität, Abstraktionsfähigkeit und innovatives „Thinking Outside of the Box“ vermittelt werden. Auf diesem Weg wollen wir sicherstellen, dass Schüler*innen unabhängig von Geschlecht/Gender, Herkunft, sexueller Orientierung oder körperlicher Befähigung zu Gestalter*innen von Digitalisierung werden können und digitale Artefakte zu einer gerechteren Gesellschaft beitragen.