Stereotype versus Selbstreflexion

Ein wesentlicher Aspekt, der in alle Übungen und Werkzeuge von Fix-IT miteinbezogen wird, ist die Selbstreflexion. Unser Ziel ist es, Sie zu empowern, andere Sichtweisen zu erfahren und gleichzeitig bei der möglichen Veränderung der eigenen Haltung und Denkweise authentisch zu bleiben.
Stereotype sind meist soziokulturell erworben und oft unbewusst. Wir müssen uns selbst fragen, welche Bilder wir im Kopf haben, um diese systematisch entkräften und verändern zu können. Das ist ein schwieriger Prozess. In den Fix-IT-Workshops laden wir Sie dazu ein, sich die eigenen Bilder im Kopf bewusst zu machen.
Genauso wichtig ist es, sich zu vergegenwärtigen, wem die Förderung zugutekommen soll. Welches Bild habe ich von den Nutzenden meiner Angebote im Kopf? Welche Stereotype werden hier reproduziert?
Anhand der Bilder im Kopf entscheiden wir, ob jemand einer bestimmten Gruppe zugehörig sein kann oder nicht. Aber Personen entscheiden auch selbst anhand der Bilder, die sie erlernen, ob sie einer Gruppe zugehörig sein können oder nicht – beziehungsweise ob sie einer Gruppe zugehören wollen oder nicht. Wenn Teenager das Nerd-Stereotyp aus der Informatik kennenlernen, können sie sich oftmals nicht damit identifizieren. Für einige ist es so abweichend vom Bild von sich selbst oder von der Person, die sie sein wollen, dass „Nerd-Laufbahnen“ während der Berufswahl nicht ins Auge gefasst werden. Das hat dann wenig mit Interesse oder dem eigenen Können zu tun, sondern vielmehr mit einer Entfremdung von sich selbst, wenn man einen solchen Beruf wählt.
Wir von Fix-IT sehen auch Gefahren in der Dramatisierung von Geschlecht. Wird die unterschiedliche Teilhabe der Geschlechter an bestimmten Fächern zu sehr in den Mittelpunkt gestellt, muss sich ebenfalls Gedanken darüber gemacht werden, ob man zukünftig darüber kategorisiert werden möchte. Gerade auch vor dem Hintergrund von „Ausnahmefrauen“ in vielen Feldern gilt dies zu berücksichtigen. Will jemand wirklich immer die eine Ausnahme von der Regel sein und damit in Verbindung gebracht werden? Ist das erstrebenswert? Werden die eigenen Leistungen dann fair bewertet oder immer vor dem Hintergrund, dass man als Ausnahmeperson angesehen wird? Versuchen Sie, sich bei der Bewerbung Ihrer Angebote auf die Inhalte zu fokussieren. Finden Sie Teil-nehmende durch die Gewichtung des gemeinsamen Interesses an einem Thema, nicht über die Zugehörigkeit zu einem Geschlecht.
Wir von Fix-IT halten dazu an, die Fachkulturen zu reflektieren und zu verändern. Das funktioniert, wenn neue Wege gefunden werden, die Geschichte einer Disziplin zu erzählen: weg von Personen und hin zu den Inhalten des Fachs. Es lohnt sich, stets auf die Interdisziplinarität zur verweisen und die Schnittmenge mit anderen Disziplinen zu kennzeichnen. So werden die vielen Gestaltungsmöglichkeiten innerhalb des eigenen Faches klarer. Die Informatik beispielsweise lässt sich in unter-schiedliche Bereiche aufteilen. An der TU Berlin kann Informatik, Medieninformatik und Technische Informatik studiert werden – und das sind nur einige der deutschlandweiten Möglichkeiten.