Schule
Der Informatikunterricht ist für viele junge Menschen oft der erste Kontakt mit Digitalisierungsthemen und beherbergt die Möglichkeit, bei Schüler*innen nachhaltig Begeisterung und Interesse dafür zu wecken, an der zukünftigen Mitgestaltung von Digitalisierung teilzuhaben. Der Informatikunterricht bietet bislang allerdings häufig nur einen einseitigen Überblick über das sich vor allem durch die Digitalisierung immer facettenreicher gestaltende Anwendungsfeld der Informatik. Oft ist das Unterrichtsprogramm auf die Vermittlung von technischen und formalen Grundlagen begrenzt. Auf Coding und Programmiersprachen wird dabei zu stark fokussiert. Hier schwingt nicht selten das überholte Bild des sozialscheuen, informatikbegeisterten Nerds unterschwellig mit.
Drei Jahre lang hat sich das Team von Fix-IT unter anderem damit auseinandergesetzt, wie sich der Informatikunterricht angesichts der voranschreitenden Digitalisierung verändern soll, um ein breiteres Interesse für Informatik zu wecken und um überholte Stereotype zu überwinden. Wir wollen deshalb das Interesse bei Lehrenden im Fachbereich Informatik wecken, die eigene Lehrpraxis unter diesem Gesichtspunkt genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn bei der Verfolgung dieses Ziels sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen. Mit den hier angebotenen Workshopeinheiten wollen wir allen interessierten Lehrenden Ideen zur Selbstreflexion und zur Vermittlung von Informatikwissen vorstellen, um nachhaltig mehr Schüler*innen für das technisch kreative und vielseitige Berufsfeld der Digitalisierung – und vielleicht sogar der Informatik – zu begeistern.
Digtalisierungsthemen bieten die Chance, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und laden dazu ein, den interdisziplinären Charakter des gegenwärtigen Arbeitsfeldes der Informatik zu betonen. Denn in Digitalisierungsprozessen kooperieren die unterschiedlichsten Fachbereiche mit der Informatik. Dadurch wird die Vielfalt und die kommunikative Seite der Informatik betont, die den Unterricht zukünftig bereichern kann. Die Vermittlung von Informatikwissen kann thematisch durch den interdisziplinären Charakter von Digitalisierung geöffnet werden und bietet die Chance, vielseitig und geschlechterübergreifend Interesse für den Fachbereich zu wecken. Das entspricht in unseren Augen der aktuellen Arbeitsrealität im IT-Bereich und vermittelt damit ein realitätsnahes, offenes Bild der Informatik. Eine unter diesen Aspekten reflektierte Unterrichtspraxis kann die sich hartnäckig haltende, stereotypisch männliche Fachkultur der Informatik updaten und für mehr Inklusion und Teilhabe sorgen.
Fix-IT bietet informatischen und nicht-informatischen Lehrkräften, die im Bereich Digitalisierung vermitteln, Workshops zu genderkompetenter Technikbildung an. So kann Mädchenförderung im IT-Bereich inhaltlich (um‑)gestaltet werden. Technische Bildungsangebote genderkompetent zu gestalten ist eine Herausforderung, für die Selbstreflexion benötigt wird und der Wille, „mal etwas anders zu machen“. Daher hat sich in den Fix-IT-Workshops eine systemisch-lösungsorientierte Herangehensweise bewährt. Neue Ideen für die Vermittlung von Digitalisierungsthemen entstehen aus den institutionellen und persönlichen Möglichkeiten der Teilnehmenden und sind daher für die individuelle Situation der Lehrkraft passgenau.
Das eigene Verständnis von Technik und Geschlecht zu reflektieren ist ein Prozess, der viel mit der persönlichen Identität der Lehrkraft zu tun hat. Daher kann ein solcher Prozess schwierig sein und soll im Rahmen eines Workshops auch nur angestoßen werden. Lässt man sich jedoch darauf ein, besteht die Möglichkeit, einen ganz neuen Blick auf das eigene Arbeiten zu bekommen. Es eröffnen sich Potentiale für eine nachhaltig inkludierende Technikbildung, die junge Menschen ungeachtet ihres Geschlechts auf die Gestaltung der Digitalisierung von morgen vorbereitet.