Übung: Denke an einen Wissenschaftler

Diese Übung kann am besten in Einzelarbeit gemacht werden, gerne im Plenum oder zu Hause. Stellen Sie sich einen Wissenschaftler vor – möglichst durch eine Zeichnung. Alternativ können Sie ihn auch mit Worten beschreiben. Bei Fix-IT-Workshops haben wir häufig Zeichnungen gesehen, die zusätzlich beschriftet wurden. Die Zeichnung bzw. Beschreibung soll möglichst konkret sein – denken Sie über Aussehen, Hobbies, Fachrichtung, Vorlieben, Arbeitsplatz etc. nach. Sie haben dafür 10 Minuten Zeit.
Dann werden die einzelnen „Bilder“ (auch jene in verschriftlichter Form) im Plenum besprochen, jedes nur kurz. Alternativ können Sie sich Ihr Werk sehr genau ansehen: Besprechen Sie, warum jemand gerne Wein trinkt oder einen Bart hat oder ein Nerd ist. Was sagen die Zeichnungen/Beschreibungen über die Fachkulturen aus? Wer wird hier als zugehörig abgebildet? Was haben die Zeichnungen gemeinsam? Worin unterscheiden sie sich?
Ziel der Übung ist es, sich die eigenen Vorstellungen bewusst zu machen. Es kommt hier also nicht wesentlich auf eine Diskussion im Plenum an, sondern vielmehr auf den eigenen Erkenntnisprozess. Es soll darauf hingewiesen werden, dass die Darstellung von Personen sowie die Nennung von Personen immer mit persönlichen Vorstellungen von einem Menschen verknüpft sind. Spreche ich von diesen Personen oder stelle ich sie bildlich dar, rufe ich damit auch Bilder im Kopf der Teil-nehmenden hervor. Bilder, die wir hervorgerufen haben, müssen in Folge wieder mühsam abgebaut werden – ganz nach dem Motto: Denken Sie nicht an einen rosa Elefanten! Es ist zentral, sich zu vergegenwärtigen, welche Bilder im eigenen Kopf mitgetragen werden. Nur so können diese reflektiert und verändert werden.
Die Bilder, die in die Bewerbung von Lehre und Workshops einfließen, werden an Personen vermittelt, die zukünftig teilnehmen sollen. Lauter lachende Personen abzubilden sagt dabei wenig über die Inhalte aus. Wir von Fix-IT plädieren dafür, auf die Darstellung von Personen gänzlich zu verzichten. Stattdessen sollen immer konkrete Inhalte dargestellt werden – etwa die Gegenstände, mit denen gearbeitet wird. Kann auf die Darstellung von Personen nicht verzichtet werden, ist es ratsam, Diversität abzubilden und nicht lachende Menschen vor einem Computer. Es ist zielführend, Menschen bei der Ausführung von berufsspezifischen Tätigkeiten zu zeigen. Hierbei soll darauf geachtet werden, welche Personen als die „Machenden“ abgebildet werden und welche bloß zur „Dekoration“. Wir haben viele Bilder gesehen, auf denen Jungen vor Computern sitzen und tippen und Mädchen lächelnd dahinterstehen. So wird das Klischee reproduziert, dass Jungen Mädchen Technik erklären müssen und diese also eher eine passive Rolle einnehmen. Werden hingegen gar nicht erst Personen abgebildet, können sich auch marginalisierte Personen (Schülerinnen mit Kopftuch, Schüler im Rollstuhl, People of Color, Schwarze Menschen, übergewichtige Personen) unmittelbar von Inhalten angesprochen fühlen.
In der Aufgabenbeschreibung nutzen wir absichtlich die generisch maskuline Form. Die Folge davon ist, dass meist männliche Wissenschaffende gemalt werden, wie wir in unseren Workshops beobachten konnten. Wir von Fix-IT möchten Sie dazu ermuntern, in diesem Kontext eine Diskussion über das Thema Gendern zu führen. Gerne kann dazu aufgefordert werden, das Gendersternchen zu benutzen. So wird die Inklusivität der Angebote deutlich und es werden bewusst Personen angesprochen, die sonst keine eigene Nennung erfahren.
Noch eine Anmerkung zum Schluss: Das generische Maskulinum zu benutzen, ist auch eine Form des Genderns. Diese Form wird nur einfach schon so lange verwendet, dass sie nicht mehr hinterfragt wird.
Zu Recht?