Werkzeug: Gepäck
Was wir sagen und tun oder was wir nicht sagen und nicht tun, kann zur Verstärkung oder zur Destabilisierung von Stereotypisierungen und Ungleichheitsverhältnissen beitragen. Unser Verhalten und die Rollen, die wir einnehmen, unsere Haltungen und Handlungen sind von unterschiedlichen Vorannahmen geprägt und können als „Gepäck“ bezeichnet werden. In gewissen Kontexten kann ein Wort irritierend wirken und so auf unsichtbare Stereotype und Normen hinweisen, die es zu hinterfragen gilt. Ein einziges Wort kann stereotypenreproduzierend sein. In diesem Kontext gilt es, sich zu fragen, welches „Gepäck“ schwerer ist: Bewusst irritieren oder nicht? Wann bleibe ich bei Stereotypen, um damit auf Missstände hinzuweisen? Will ich hier provozieren? Welche Stereotype will ich wiederum vielleicht gar nicht verändern und bleibe deswegen bei der Sprache, die ich bisher verwendete, und nehme dieses Gepäck bewusst in Kauf? Von welchen Stereotypen distanziere ich mich aktiv? Was löst es in den Schüler*innen meiner Lehrumgebung aus, wenn ich Informatiker – Sprechpause – innen sage, wer fühlt sich dann auch angesprochen?
Dabei gilt es natürlich zu berücksichtigen, dass niemand in einem luftleeren Raum spricht, sondern jede Person gesellschaftlich einen Platz zugewiesen bekommen hat, dem gemäß entschieden wird, wann was und zu welchen Themen gesprochen werden darf. Welcher Personengruppe wird in welchen Kontexten Gehör geschenkt? Kann das geändert werden? Kann ich aktiv etwas dazu beitragen (beispielsweise indem ich die Missstände benenne)? Wir möchten Sie dazu ermutigen, sich selbst zu hinterfragen sowie die Worte, die Sie nutzen und deren Kontext. Berücksichtigen Sie Ihre Wortwahl auch in den Ankündigungen, die Sie schreiben. Versuchen Sie auch einmal zu reflektieren, wann Sie selbst sprechen und wann Sie bewusst anderen das Wort erteilen. Was verändert sich?