Werkzeug: Wissensskala

Die Wissenskala ist ein Werkzeug, das jederzeit eingesetzt werden kann, wenn es um die Überprüfung von Wissen zum Thema Geschlecht gehen soll – also von Aussagen wie „Frauen können nicht einparken“ oder „Männer können nicht zuhören“.
Aussagen, die auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft werden sollen, werden auf jeweils eine Karte notiert. Zusätzlich wird eine Skala an eine Tafel bzw. imaginativ in den Raum gemalt oder auf einem Blatt Papier notiert. Markieren Sie immer die Extreme. Auf der einen Seite der Skala steht „absolute Wahrheit/Allgemeingültigkeit“ und auf der anderen Seite steht „eine Frage der Perspektive/Umstände“. Zwischen diesen beiden Extremen werden die einzelnen Aussagen eingeordnet. Wir haben die Skala immer einen ganzen Workshop lang beibehalten und darauf zurückgegriffen, wenn Wissen über Weiblichkeit und Männlichkeit in den Raum gestellt wurde. Sie können die Skala auch gerne im Alltag verwenden, wenn Sie die eigenen Gedanken ordnen möchten bzw. wenn es Meinungsverschiedenheiten mit Mitarbeitenden oder im Privaten gibt.
Nun wird für jede Aussage entschieden, wie allgemeingültig sie ist. Da wir dies nun nicht gemeinsam machen können, bitten wir Sie, bei der Arbeit zu Hause eine Suchmaschine Ihrer Wahl im Inkognito-Modus zu benutzen, da Suchanfragen bei manchen Suchmaschinen auf unsere persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten werden. Im Plenum kann untereinander und mit der Workshopleitung diskutiert werden. Suchen Sie bewusst nach anderen Sichtweisen.
Ziel der Übung ist es, deutlich zu machen, dass Wahrheit und Wissen immer in einen Kontext eingebunden und situiert sind. Wir haben im Rahmen der Fix-IT-Workshops nie erlebt, dass eine Karte auf „allgemeingültig“ abgelegt wurde. Das ist eine interessante Tatsache und verdeutlicht, dass Wissen in Bezug auf Geschlecht keine absoluten Wahrheiten darstellt. Jeder Mensch ist per se sein eigenes Geschlecht. Überprüfen Sie dies gerne. Entwerfen Sie eine Gender-Skala mit den Extremen „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“ und bitten Sie unterschiedliche Personen, sich selbst ein-zuordnen. Merkmale wie Größe, Tiefe der Stimme, die Fähigkeit, mental zu rotieren, Größe der Handflächen, Vorliebe für Bier, egal was – da ist nichts eindeutig! Geschlecht alleine ist eine unzureichende Analysekategorie. Wir alle vereinen unterschiedliche Merkmale in uns und diese bedingen und rufen sich gegenseitig hervor. Zusätzlich zu Geschlecht gibt es Merkmale wie Ethnizität, Klassenzugehörigkeit, Bildungsstand, Religionszugehörigkeit, sexuelles Begehren, Statur, Fähigkeiten und viele weitere. Es geht nicht darum, was richtig oder falsch ist, sondern darum, sich selbst zu verorten sowie um den Erkenntnisprozess. Die Erkenntnisse gilt es in der eigenen Arbeit zu reflektieren, beispielsweise wenn ich einen Kurs veranstalte oder eine Ausschreibung formuliere. Die Wissensskala kann und soll gerne auch auf andere Wissensbereiche angewendet werden.