De-Gendering von Artefakten

Gendering – also die Zuordnung eines Geschlechts zu einer Person – kann über Menschen hinaus erweitert werden: Auch Tieren oder unbelebten Objekten schreiben wir oft ein Geschlecht zu. Bei dieser Übung soll es darum gehen, diese Zuschreibungen bewusst zu reflektieren. Für diese Übung benötigen Sie etwa 25 Minuten. 
Den Teilnehmenden werden die beiden folgenden Bilder unter folgender Aufgabenstellung gezeigt. 

Abbildungen: Zwei Beispiele für unterschiedliche Arbeitsplätz (Quelle: www.pixabay.com)
Aufgabenstellung:
Welcher dieser beiden Arbeitsplätze ist der von einem Mann, welcher von einer Frau? Bitte begründen Sie Ihre Antwort.
Ablauf:
Wir schlagen vor, zwei bis drei Minuten zu warten und dann in die Diskussion zu gehen. Dazu wer-den alle Antworten mit den zugehörigen Begründungen festgehalten. Die Teilnehmenden können etwa fünf Minuten im Plenum darüber diskutieren. Wenn Sie die Übung alleine zu Hause machen, schlagen wir vor, auf www.pixabay.com nach dem Begriff „workplace“ zu suchen. Welche Bilder werden Ihnen hier angezeigt? Die Analyse können Sie dann selbst machen – so, wie sie im Folgenden auch für das Plenum beschrieben wird.
Anhand der Antworten, die gegeben werden, können nun unterschiedliche Dinge analysiert werden: „Hat die Farbgebung eine Rolle gespielt? Hat die Anordnung der Objekte zueinander eine Rolle gespielt? Hat die Menge der abgebildeten Objekte eine Rolle gespielt? Habe ich den Arbeitsplatz als ordentlich empfunden? Wirkt der Arbeitsplatz auf mich so, als würde hier jemand arbeiten?“ Es soll hier nun ganz grundsätzlich die Frage erörtert werden, woran Geschlecht festgemacht wird.
Daran anknüpfend wird eine Diskussion geführt. Wir schlagen vor, die Diskussion nach etwa 15 Minuten abzubrechen. Woran wurde Geschlecht erkannt und was hat das mit Stereotypen zu tun? Warum muss Geschlecht als soziokulturell bedingtes Merkmal erlernt worden sein, um es zu erkennen?
Die meisten Objekte auf den beiden Bildern sind sich ähnlich. Wir sehen eine Computermaus, eine Tastatur, ein Notizheft und einen Stift sowie andere Dinge, auf die wir hier nicht weiter eingehen müssen, aber sehr gerne können. An sich unterscheiden sich diese Dinge nur in Details voneinander. Sie sind mehr oder weniger gleich. Wo also ist der Unterschied? Woran kann ich das Geschlecht ablesen?
Hintergründe:
Geschlecht wird als soziokulturelle Perspektive erlernt. Wir haben gelernt, dass „Frauen“ und „Mädchen“ Rosa mögen und „Männer“ und „Jungs“ nicht. Wir haben gelernt, dass „Frauen“ or-dentlich sind, sich um den Haushalt kümmern und deswegen super aufräumen können. Wir haben gelernt, dass „Frauen“ sich Gedanken darüber machen, wie sie selbst und ihre Umwelt aussehen. Wir haben gelernt, dass „Männer“ eher Genies im Chaos sind, deswegen ihre Arbeitsplätze auch weniger aufgeräumt sind und ihnen die Haare unfrisiert zu Berge stehen.
Menschen aus einer anderen Zeit oder aus einem anderen Kulturraum hätten die beiden Arbeits-plätze anders gesehen bzw. wäre ihnen gar nicht bewusst gewesen, wonach sie suchen sollten. Denn die Hinweise, nach denen ich suchen muss, um Geschlechtlichkeit zu identifizieren, habe ich im Laufe meines Lebens erlernt – sie sind kulturell abhängig und wandelbar. Es gibt keine eindeutige Zuweisung von Geschlecht. Die Farben Blau und Rosa beispielsweise haben erst in den letzten 50 Jahren im globalen Norden ihre heutige Bedeutung erlangt. Davor war es von Land zu Land unterschiedlich, in welche Farben Säuglinge gekleidet wurden. Traditionell ist himmelblau die Farbe der Jungfrau Maria.
Wir von Fix-IT konnten keine weiblich konnotierten Arbeitsplätze ohne dargestellte Personen und mit eingeschalteten Computern finden. Was sagt das über aktive und passive Rollen im IT-Sektor aus? Was denken Sie?