Evaluation Sprach- und Bilderwelten

Berufsfelder werden durch Texte und Bilder beworben – in Broschüren und auf Webseiten von vielfältigen Akteur*innen wie Universitäten, Berufsberatungen und Firmen. Wie können Digitalisierungsberufe dargestellt werden, um auf junge Menschen interessanter und inklusiver zu wirken?
Worum ging es?
In einer experimentellen Studie haben wir untersucht, wie sich unterschiedliche Darstellungen von Berufsfeldern mit Digitalisierungsbezug bei jungen Menschen, die mit ersten beruflichen Entscheidungen konfrontiert sind, auswirken. Dafür haben wir uns mit der Darstellung durch Bilder und Textbeschreibungen näher beschäftigt. Uns hat interessiert, ob durch bestimmte Kombinationen von Bildern und Texten das Interesse an diesen Berufen und deren Attraktivität erhöht werden können. Im Fix-IT-Toolkit werden u.a. die positiven Auswirkungen von Kontextualisierung und Interdisziplinarität der einzelnen Berufe sowie der Vermeidung von Geschlechterstereotypen deutlich, wenn es darum geht, alle Menschen gleichermaßen anzusprechen. Dementsprechend haben wir die Bilder und Texte ausgewählt, die wir vergleichen wollten.
Wie sah die Untersuchung aus?
Wir haben ein Online-Experiment durchgeführt. Die Teilnehmenden hatten die Aufgabe, vier Berufsfelder mit Digitalisierungsbezug (Medizininformatik, Geoinformatik, IT-Sicherheit und Umweltinformatik) hinsichtlich Interesse, Attraktivität, Ansehen und Geschlechterstereotypizität zu bewerten. Die Bilder und Texte, die jeweils diese Berufsfelder charakterisierten, wurden den Teilnehmenden in unterschiedlichen Kombinationen präsentiert. Die Bilder fokussierten einmal nur auf ein technisches Gerät, einmal auf den vollständigen Anwendungskontext. Die Texte benannten entweder nur einen konkreten Berufstitel oder beschrieben ein interdisziplinäres Feld, in dem Menschen zusammenarbeiten. Die Teilnehmenden unseres Online-Experiments waren junge Menschen zwischen 14 und 25 Jahren, die zumeist gerade die Schule oder die Universität besuchten.
Was sind zentrale Ergebnisse?
Digitalisierungsberufe waren für alle befragten jungen Menschen sehr attraktiv. Die unterschiedlichen Darstellungsformen, die wir ausprobiert haben, hatten keinen direkten Einfluss darauf, ob die Berufe als attraktiv (z. B. bezüglich Bezahlung, Arbeitsplatzsicherheit, Aufstiegsmöglichkeiten) wahrgenommen werden.
Anders sieht es beim Interesse an diesen Berufen aus (also ob sich die Befragten vorstellen können, später in diesem Bereich zu arbeiten): Das Interesse war leicht erhöht, wenn im Text ein konkreter Berufstitel genannt wurde. Allgemein fiel das Interesse, sich tatsächlich praktisch in diese Richtung zu orientieren, relativ gering aus, wobei dieses bei männlichen Teilnehmenden deutlich höher ausgeprägt war. Die jüngsten Teilnehmenden (14–18 Jahre) fanden die Berufe interessanter als ältere Befragte.
Das gesellschaftliche Ansehen dieser Berufe wurde von Teilnehmenden, die ein weibliches Geschlecht angegeben haben, höher bewertet. Die Darstellungsformen hatten mehrheitlich keinen Einfluss auf das Ansehen. Allerdings wurde in der mittleren Altersgruppe (19–21 Jahre) das Ansehen höher eingeschätzt, wenn ein technisches Gerät auf dem Bild zu sehen war.
Die Digitalisierungsberufe wurden tendenziell eher als maskulin konnotiert bewertet. Das heißt, dass die Teilnehmenden die dargestellten Themen und Tätigkeiten eher männlich geprägten Berufen zuordneten. Wenn jedoch im Bild der Anwendungskontext dargestellt wurde, konnte eine solche Zuordnung seltener beobachtet werden. IT-Sicherheit war der Beruf, der am stärksten männlich konnotiert bewertet wurde, während Umweltinformatik vergleichsweise am wenigsten mit einem Geschlecht konnotiert war.
Wie ist das Fazit?
Es ist ermutigend, dass Digitalisierungsberufe für junge Menschen recht attraktiv sind. Dies reichte aber leider noch nicht aus, um ein breites Interesse dafür zu wecken, diese Berufe auch selbst zu ergreifen. In unserer Stichprobe waren vor allem die jüngsten und die männlichen Teilnehmenden an den Berufen interessiert.
Die Einschätzung der Berufe war in einem begrenzten Ausmaß durch die Darstellung beeinflussbar: Soll z. B. die Geschlechterstereotypizität von Berufen gesenkt werden, kann darauf geachtet werden, im Bild einen Anwendungskontext darzustellen. Insgesamt waren die Effekte jedoch eher klein, was bedeutet, dass die Einschätzungen der Berufe recht beständig sind und wahrscheinlich noch weitreichendere Anpassungen nötig sind, um eine größere Veränderung zu bewirken. In Zukunft könnten z. B. die Auswirkungen von Videos oder textlichen Beschreibungen von typischen Arbeitsaufgaben in diesen Digitalisierungsberufen untersucht werden.
Ich möchte mehr erfahren.
Sobald unsere wissenschaftliche Publikation zum Experiment veröffentlicht ist, finden Sie hier den Zugang. Haben Sie weitere Fragen zu unserem Online-Experiment? Dann melden Sie sich bitte bei Dr. Jan Pfetsch (Fachgebiet Pädagogische Psychologie, Technische Universität Berlin): jan.pfetsch@tu-berlin.de